ZfdA 130 (2001), S. 495f.

Mittelalter-Philologie im Internet

8. Beitrag: Handschriftenkataloge online

von Jens Bove

Seit den sechziger Jahren fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft die wissenschaftliche Bearbeitung mittelalterlicher Handschriften in deutschen Bibliotheken. 1996 hat der Bibliotheksausschuß der DFG beschlossen, die Handschriftenkatalogisierung auf computergestützte Verfahren umzustellen. Auf der Grundlage dieses Beschlusses arbeiten das Bildarchiv Foto Marburg, die Staatsbibliothek zu Berlin und die Bayerische Staatsbibliothek München, gefördert von der DFG, am Aufbau der "Datenbank mittelalterlicher Handschriften in deutschen Bibliotheken" als zentralem Nachweisinstrument und Werkzeug der Handschriftenkatalogisierung.

Diese Datenbasis, die in ihrer aktuellen Version Nachweise zu 33'000 Handschriften enthält, bildet das Fundament des Informationsangebots der Zentralredaktion der Handschriftendatenbank, das auf dem Internetserver des Bildarchivs Foto Marburg unter dem Namen manuscripta mediaevalia für alle Interessierte frei zugänglich ist (http://www.manuscripta-mediaevalia.de).

Innerhalb der nächsten Jahre soll sich die Datenbank nicht nur als Forschungshilfe, sondern - ergänzt um eine gemeinschaftlich gepflegte Linksammlung und eine Diskussionsliste für Handschriftenbearbeiter - auch als Kommunikationsinstrument und Werkzeug der Forschungsplanung bewähren. Entscheidende Bedeutung wird dabei der zunehmenden Ergänzung der systematischen Handschriftenbearbeitung durch andere Formen der Informationsverbesserung zukommen, insbesondere der Bereitstellung vollständig digitalisierter, durch die Meta-Informationen der Datenbank erschlossener Handschriften.

Im Mittelpunkt der aktuellen Bemühungen steht der optimale Zugang zu den - dank des Engagements der DFG - in ihrer wissenschaftlichen Qualität wohl konkurrenzlosen Handschriftenbeschreibungen der gedruckten Kataloge.

Die im Internetangebot von manuscripta mediaevalia neu eingerichtete Abteilung "Handschriftenkataloge online" bietet - nach Bibliotheksorten geordnet - den unmittelbaren Zugang zu 175 dieser Kataloge, die jeweils von der ersten bis zur letzen Seite durchgeblättert werden können - Beschreibungen zu weit mehr als 20'000 Codices sind durch Scrollen auf den Übersichtsseiten direkt anwählbar. Mit Hilfe der Datenbank sind diese Beschreibungen außerdem unter einer Vielzahl systematischer Gesichtspunkte konsultierbar: Ihre Suchmöglichkeiten erstrecken sich von der einfachen Suche nach Initien, nach kodikologischen oder ikonografischen Sachverhalten über die gezielte Suche nach Autoren, Schreibern und Vorbesitzern bis zu einer differenzierten Sacherschließung der Texte.

Neben diesen Registerinformationen, die aus den klassifizierten, vereinheitlichten und wo möglich normierten Lemmata des "Gesamtindex mittelalterlicher Handschriften" erzeugt worden sind, enthält die Handschriftendatenbank auch dessen Indexeinträge zu handschriftlichen Beschreibungen aus dem Handschriftenarchiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (1700 Codices aus 346 - meist kleineren - Bibliotheken) sowie Registerinformationen zu weiteren 4'000 Handschriftenbeschreibungen aus 18 nur teilweise digitalisierten ausländischen Katalogen.

Darüber hinaus ist die Retrokonversion älterer Kataloge und Inventare begonnen worden, von denen die ersten neun mit digitalisierten Beschreibungen weiterer 10'000 Codices bis zum Frühjahr 2002 im World Wide Web bereitgestellt werden sollen.(1)

Dr. Jens Bove, Bildarchiv Foto Marburg, Kunstgeschichtliches Institut im Fachbereich 09 der Philipps-Universität, Wolffstr., D-35037 Marburg

E-Mail: bove@fotomarburg.de

Anmerkungen:

  1. In Vorbereitung sind u.a. die Kataloge von LEITSCHUH (Bamberg), ROSE und DEGERING (Berlin) sowie PETZET (München).
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