ZfdA 135 (2006), S. 273f.
Mittelalter-Philologie im Internet
25. Beitrag: Das 'Jenaer Repertorium zur Überlieferung deutscher Literatur des Mittelalters aus dem thüringischen Raum'
von Jens Haustein
Das 'Jenaer Repertorium' verdankt seine Entstehung methodischen Überlegungen, die auf das komplexe In-, gelegentlich aber auch unspezifische Nebeneinander von literarischer Produktion und handschriftlicher Reproduktion zielen. Die thüringische 'Literaturlandschaft'(
1) war bislang allenfalls in ihrer produktionsästhetischen Kontur erkennbar.(
2) Im Zentrum stand die sogenannte 'Literatur im engeren Sinne'. Weniger bekannt war die Textproduktion im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs; so gut wie unbekannt blieb bislang die Geschichte der schriftlichen Reproduktion – und eben auch von Texten, die nachweislich oder vermutlich nicht im thüringischen Sprachraum entstanden sind, aber dort reproduziert und in je unterschiedlicher Weise rezipiert wurden.
Vor dem Hintergrund dieser Situation hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft in den Jahren 2000-2004 Mittel für die Erarbeitung eines entsprechenden Repertoriums zur Verfügung gestellt. Das Ziel war und ist es, sämtliche durch die wissenschaftliche Literatur (
2VL, Handschriftenkataloge, gedruckte Repertorien, MTU und einschlägige Datenbanken des Internets) wie durch eigene Recherchen bekannten Hss. mit omd.-thüringischer Schreibsprache in Kopie in Jena zu vereinen, sie nach einem bestimmten Raster zu beschreiben und dann in einem Repertorium (zunächst) im Internet zur Verfügung zu stellen. Momentan (Dezember 2005) umfaßt die Handschriftenliste 536 Texte (im Sinne des VL) aus 417 Handschriften und Fragmenten. Sie wird kontinuierlich vermehrt.
Ein Projekt wie dieses bot, das liegt in der Natur der Sache, zahlreiche Abgrenzungsprobleme und erforderte im Vorfeld wie dann im Verlauf der praktischen Arbeit immer wieder Entscheidungen, zu denen es mit guten Gründen auch Alternativen gegeben hätte.(
3) Ausgangspunkt aller Abgrenzungen und Entscheidungen war die Absicht, zum einen ein distinktes, zum andern ein handhabbares Arbeitsinstrument in vertretbarer Zeit dem Benutzer an die Hand zu geben. Daß es vorerst nicht gelungen ist, sämtliche Hss. im geplanten Umfang zu beschreiben, liegt in erster Linie daran, daß unsere Liste, die ursprünglich 220 Hss. umfaßte, über das von uns erwartete Maß hinaus angewachsen ist. Die Handschriftenliste ist über die Startseite der Jenaer germanistischen Mediävistik (
www.uni-jena.de/philosophie/germlit/mediaev) erreichbar.
Vorbereitet wurde das Projekt vom Unterzeichner, aber vor allem von Dr. Christoph Fasbender. Sein engagiertes Interesse an diesem Vorhaben war eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Beantragung. Die (halbe) wissenschaftliche Mitarbeiterstelle hatten von 2000 bis 2002 Dr. Winfried Neumann und von 2003 bis 2004 Dr. Wolfgang Beck inne. Von ihnen stammen die Handschriftenbeschreibungen. Ferner waren als Hilfskräfte über die Jahre hin Ulrike Wißmann, Eric Köppel, Anja Huther, Karin Herrmann, Sieglinde Spath und Franziska Klingner beschäftigt. Wolfgang Beck, der momentan das Repertorium betreut und kontinuierlich durch neue Handschriftenbeschreibungen erweitert, bereitet eine größere Untersuchung zur thüringischen Literaturgeschichte auf der Basis des Repertoriums vor.
Für Hinweise, Ergänzungen und Korrekturen sind wir jederzeit dankbar.
Prof. Dr. Jens Haustein, Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Fürstengraben 18, D-07743 Jena
E-Mail (Dr. Beck):
wolfgang.beck@uni-jena.de
E-Mail (Dr. Fasbender):
christoph.fasbender@uni-jena.de
E-Mail (Prof. Dr. Haustein):
jens-dieter.haustein@uni-jena.deAnmerkungen: