ZfdA 137 (2008), S. 134-136

Mittelalter-Philologie im Internet

28. Beitrag: Zum aktuellen Stand der 'Marburger Repertorien'

von Joachim Heinzle, Manuel Bauer, Klaus Klein und Daniel Könitz

Das Internet-Portal der 'Marburger Repertorien' (www.marburger-repertorien.de), das wir zuerst 2001 in dieser Zeitschrift vorgestellt haben,(1) ist inzwischen zu einem viel benutzten Instrument der überlieferungsgeschichtlichen Forschung geworden. Es wurde und wird laufend ausgebaut. Zum jetzigen Zeitpunkt (Januar 2008) umfaßt es die folgenden Dateninventare:

1. 'Handschriftencensus',
2. 'Marburger Repertorium deutschsprachiger Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts',
3. 'Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung',(2)
4. 'Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus',
5. 'Deutschsprachige Fragmente im Staatsarchiv Marburg',(3)
sowie das Verzeichnis
6. 'Handschriftenabbildungen (Deutschsprachige Handschriften des Mittelalters im Internet)'.

Hinzukommt in Kürze das 'Paderborner Repertorium der deutschsprachigen Textüberlieferung des 8. bis 12. Jahrhunderts', das unter Leitung von Stephan Müller an der Universität Paderborn erarbeitet wird. Über dieses, über den 'Handschriftencensus' und über das 'Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus', das Christa Bertelsmeier-Kierst entwickelt, wird zu gegebener Zeit an dieser Stelle berichtet. In diesem Beitrag soll über den Arbeitsfortgang beim 'Repertorium deutschsprachiger Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts' informiert werden.

Das Repertorium vereinigt die Beschreibungen des ehemaligen - nunmehr abgeschlossenen - 'Repertoriums deutschsprachiger Handschriften des 13. Jahrhunderts' und Beschreibungen deutschsprachiger Hss. des 14. Jahrhunderts, die seit 2004 mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft erarbeitet und sukzessive ins Netz gestellt werden.(4) Berücksichtigt werden alle deutschsprachigen Hss. mit Ausnahme von Einzelurkunden und Minimaleinträgen in lateinischen Hss. Die Zahl der bereits umfänglich beschriebenen Hss. des 13. und 14. Jh.s beläuft sich derzeit (Dezember 2007) auf ca. 2500; davon gehören etwa ein Drittel dem 13. Jh. und zwei Drittel dem 14. Jh. an. Für das 14. Jh. rechnen wir mit maximal ca. 1800 weiteren Hss. Daß die Arbeiten vergleichsweise rasch voranschreiten, verdanken wir auch der Mitarbeit auswärtiger Kollegen, die aus ihren jeweiligen Arbeitsfeldern Beschreibungen beisteuern.

Die Beschreibung der Hss. folgt den seinerzeit für das 'Repertorium deutschsprachiger Handschriften des 13. Jahrhunderts' entwickelten Richtlinien. Parallel zur Arbeit an den Beschreibungen wurde die interne Organisation der Repertorien auf ein leistungsfähiges Datenbanksystem umgestellt.(5) Eine Frucht dieser Umstellung ist u.a. die Suchfunktion ('Kombinierte Suche'), die es dem Benutzer erlaubt, den im Repertorium erfaßten Bestand an Hss. des 13. und 14. Jh.s nach bestimmten Merkmalen zu durchsuchen. Neben schematisierten Kategorienfeldern zu Entstehungszeit, Schreibsprachen, Blattgröße, Schriftraum und Zeilenzahl steht ein Freitext-Feld für die Suche nach Autoren und Werken zur Verfügung (Link).

So ist es mit Hilfe der 'Kombinierten Suche' beispielsweise möglich, sich alle Textzeugen aus dem 13. und 14. Jh. mit Musiknotation anzeigen zu lassen (derzeit 38 Treffer) oder Textzeugen mit einer bestimmten Schreibsprache 'herauszufiltern'. Wertvolle Hilfe bietet die 'Kombinierte Suche' auch bei der Feststellung kodikologischer Zusammengehörigkeit von verschiedenen Fragmenten; bei der Eingabe der wichtigsten kodikologischen Grunddaten des erst kürzlich entdeckten Koblenzer 'Klage'-Fragments(6) (Pergament; obd.; 3 Spalten; je 52 Zeilen; Reimtext) erfährt man, daß diese Daten inner­halb von etwa 2500 Datensätzen nur noch auf 14 weitere Textzeugen zutreffen.

Prof. Dr. Joachim Heinzle / Manuel Bauer, M.A. / Dr. Klaus Klein / Daniel Könitz, M.A., Institut für Deutsche Philologie des Mittelalters im Fachbereich 09 der Philipps-Universität Marburg, Wilhelm-Röpke-Str. 6A, D-35032 Marburg
Email: heinzle@staff.uni-marburg.de / manuel.bauer@staff.uni-marburg.de /
kleink@staff.uni-marburg.de / koenitzd@staff.uni-marburg.de

Anmerkungen:

  1. J. Heinzle und K. Klein, Die Marburger Repertorien zur Überlieferung der deutschen Literatur des Mittelalters, ZfdA 130 (2001) 245f.
  2. Vgl. zuletzt St. Hein, I. Heiser, B. Leupold, B. Stiewe und J. Heinzle, Noch einmal: Das 'Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung', ZfdA 134 (2005) 411-413.
  3. Vgl. K. Klein, Deutschsprachige Fragmente des Marburger Staatsarchivs im Internet, ZfdA 132 (2003) 280.
  4. Der Arbeitsgruppe gehörten früher an: Nathanael Busch, Stefanie Hein und Barbara Stiewe.
  5. Die technische Umsetzung lag in den Händen von Tobias Müllerleile (Marburg). Es handelt sich um eine Eigenentwicklung auf der Basis von PHP und MySQL.
  6. P. Brommer, Ein unbekanntes Fragment der 'Nibelungenklage' in Koblenz, ZfdA 135 (2006) 324-335.
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