ZfdA 130 (2001), S. 245f.

Mittelalter-Philologie im Internet

1. Beitrag: Die Marburger Repertorien zur Überlieferung der deutschen Literatur des Mittelalters

von Joachim Heinzle und Klaus Klein

Am Institut für Deutsche Philologie des Mittelalters der Philipps-Universität Marburg wird in Zusammenarbeit mit dem 'Manuscripta mediaevalia'-Projekt des Bildarchivs Foto Marburg (http://www.fotomr.uni-marburg.de/handschriften-forum.htm)
ein digitales Archiv mit Repertorien zur Überlieferung der deutschen Literatur des Mittelalters aufgebaut, die Dateninventare zu einschlägigen Handschriften und Drucken bereitstellen. Diese Repertorien, die laufend aktualisiert werden, sind über eine gemeinsame Startseite
(http://www.marburger-repertorien.de)
und über je eigene Startseiten (s.u.) aufrufbar. Sie nutzen über Links die bereits im Netz vorhandenen Informationen (Handschriftenkataloge, Abbildungen usw.) und sind selbstverständlich untereinander verknüpft. Flankierend wird die Digitalisierung und Bereitstellung von Abbildungen der einschlägigen Handschriften und Drucke vorangetrieben.

Als Basisinventar fungiert ein Handschriftencensus. Er bietet eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Ausgewertet wird vorrangig die Rubrik 'Überlieferung' des jeweils zitierten Artikels aus der zweiten Auflage des Verfasserlexikons. In einem Autoren- und Werkverzeichnis werden überblickhaft die einschlägigen Textzeugen und deren aktuelle Aufbewahrungsorte und Signaturen aufgelistet. Bei allen Einträgen werden daneben auch das Material, die Überlieferungsform (Handschrift oder Fragment), die in der Forschungsliteratur übliche Sigle und gegebenenfalls kodikologische Zusammengehörigkeit mit anderen Textzeugen verzeichnet. Parallel dazu werden alle Einträge aus dem Autoren- und Werkverzeichnis nochmals in einem Handschriftenregister aufgenommen, in dem über Links auf im Internet aufrufbare Beschreibungen und Abbildungen verwiesen wird. Um den Handschriftencensus, der momentan (Februar 2001) die Zusammenstellungen zu knapp 800 Werken umfaßt und monatlich aktualisiert werden soll, ständig zu erweitern und für viele nutzbar zu machen, werden Interessenten um Ergänzungen, Korrekturen sowie noch fehlende Überlieferungszusammenstellungen weiterer Werke gebeten.

Startseite: http://www.handschriftencensus.de

alternativ: http://www.uni-marburg.de/hosting/census/

Als erstes Inventar mit detaillierten Beschreibungen wird seit Dezember 2000 sukzessive das 'Marburger Repertorium deutschsprachiger Handschriften des 13. Jahrhunderts' (mr13) ins Netz gestellt, das mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den Jahren 1990-1999 erarbeitet worden ist.(1) Es verzeichnet in Form eines beschreibenden Katalogs die deutschsprachigen Handschriften des 13. Jahrhunderts (ausgenommen Einzelurkunden und Minimaleinträge in lateinischen Handschriften) sowie in Form von Kurznotizen deutschsprachige Handschriften des 12. und 14. Jahrhunderts, die in der Forschung irrtümlich ins 13. Jahrhundert datiert wurden. Die Beschreibungen sind aufrufbar über Verzeichnisse der Handschriften (Gesamtverzeichnis und Spezialverzeichnisse) und über ein Verzeichnis der Autoren / Werke. Zusätzlich kann der Bestand nach bestimmten Merkmalen (einzeln oder in Kombination) durchsucht werden.

Startseite: http://www.marburger-repertorien.de/abbildungen/mr13/

oder über: http://www.marburger-repertorien.de

Als nächstes Inventar soll ein beschreibendes Verzeichnis der gesamten Freidank-Überlieferung (Handschriften, Drucke, Inschriften) bereitgestellt werden ('Marburger Freidank-Repertorium'), dessen Erarbeitung seit 1999 ebenfalls von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. In Planung ist weiterhin ein 'Repertorium deutschsprachiger Handschriften des 14. Jahrhunderts' (mr14). Über diese Inventare wird zu gegebener Zeit gesondert berichtet.

Prof. Dr. Joachim Heinzle und Dr. Klaus Klein, Institut für Deutsche Philologie des Mittelalters im Fachbereich 09 der Philipps-Universität, Wilhelm-Röpke-Str. 6A, D-35032 Marburg

E-Mail: heinzle@mailer.uni-marburg.de

E-Mail: kleink@mailer.uni-marburg.de

Anmerkungen:

  1. Zu Entstehung und Ertrag dieses Repertoriums vgl. J. Heinzle, Das Marburger Repertorium deutschsprachiger Handschriften des 13. Jahrhunderts. Entstehung, Ziele, Perspektiven, in: Die Präsenz des Mittelalters in seinen Handschriften, Tübingen [im Druck]; erste Auswertungen bei Ch. Bertelsmeier-Kierst, Von der vocalité zur schriftgestützten Kommunikation. Zum volkssprachlichen Literalisierungsprozeß (1200-1300). Ergebnisse des Marburger Repertoriums 'Deutschsprachige Handschriften des 13. Jahrhhunderts', in: Die Präsenz (s.o.); Ch. Bertelsmeier-Kierst und J. Wolf, 'Man schreibt Deutsch'. Volkssprachliche Schriftlichkeit im 13. Jahrhundert. Erträge des 'Marburger Repertoriums deutschsprachiger Handschriften des 13. Jahrhunderts', Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein Gesellschaft 12 [im Druck].
021164